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Geschrieben von Myri  
Donnerstag, 18. Februar 2010 um 00:12
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Mittwoch, 23. März 2022 um 10:10

Schubladen / Begrifflichkeiten

Objektsexualität - Das Ding mit dem Ding

Susi ist stahlhart und hat mit elf Meter Länge, vier Meter Breite und drei Tonnen Gewicht nicht gerade Idealmaße. Dagegen wiegen John und Dave zusammen genau neun Kilogramm und sind je etwa 40 Zentimeter hoch.

Susi ist eine Maschine, die hauptberuflich Rohre umbiegt und außerdem die Geliebte von XY, einer Firmenmitarbeiterin. John und Dave sind Modelle des Nord- und Südturms des 2001 zerstörten World Trade Centers in New York und stehen in einer ernsthaften Beziehung mit ZZ., einer jungen Frau aus Fleisch und Blut.

Beides sind Fälle einer seltenen Form der Sexualität, die als Objektophilie oder Objektsexualismus bezeichnet wird. Objektophile Menschen lieben Dinge – dies kann prinzipiell alles sein, eine Maschine, ein Musikinstrument oder gar eine Konstruktion. Sie fühlen sich erotisch zu ihnen hingezogen und pflegen regelrechte Beziehungen zu ihnen.
Was für die meisten Menschen eher unbelebtes Material darstellt, wird von Objektsexuellen als ein Lebewesen mit einer Seele und somit auch mit einer weiblichen oder männlichen Identität wahrgenommen. In Folge dessen sind auch hier homosexuelle Partnerschaften nichts Ungewöhnliches. Dagegen kommt für Objektophile eine Liebesbeziehung zu einem Menschen nicht in Frage.

Häufig sind bei objektsexuellen Menschen bereits schon „Jugendlieben“ zu Dingen vorhanden, was bei Einigen zunächst zu Unsicherheiten führte, weil ihnen bewusst wurde, dass gegenüber dem Gros der Mitmenschen damit eine Abweichung von der Norm offensichtlich vorhanden ist. Deshalb kommt es auch nicht selten vor, dass die Gefühle verdrängt werden, oder aber diese besondere Form der Liebe als ein Geheimnis gehütet wird.
So wie andere Menschen einen bestimmten Typus Mann oder Frau bevorzugen, so sind es für objektophile Menschen bestimmte, meist geometrische Formen und Konstrukte, die sie anziehen. Wie bespielsweise im Fall der Schwedin Eija-Riitta Eklöf, die als erste Objektsexuelle der Moderne gilt. Die Objekte ihrer Begierde sind alle rechteckig, haben parallele Linien und teilen etwas in zwei Teile – deshalb verliebte sie sich in die Berliner Mauer, die sie sogar heiratete.

Wem jetzt der Begriff „Fetischist“ im Hinterkopf herumschwirrt, wird von Joachim, selbst Objektophiler, in seinem Forum Objektophilia.de berichtigt: Im Gegensatz zum Fetischisten, der auf einen Gegenstand, oder einen Teil des menschlichen Körpers sexuell fixiert ist, steht für den Objektsexuellen der geliebte Gegenstand allein für sich selbst und nicht als Symbol für etwas, oder jemand anderes.

Wie in einer zwischenmenschlichen Partnerschaft so besteht auch bei objektophilen Menschen der Wunsch nach gemeinsamer Sexualität. Da dies häufig an der äußeren Gestalt der Angebeteten scheitert, wird oftmals ein Miniaturmodell oder ein Teil des Objekts selbst zum Kuscheln herangezogen.

Der Mangel an zwischenmenschlichem Begehren wird nicht als solcher wahrgenommen, denn in der Beziehung zum geliebten Ding sind auch alltägliche Partnerschaftsgefühle wie Eifersucht, Wiedersehensfreude oder Trauer Bestandteil des Ganzen.
Alles in Allem eine runde – oder eckige – Sache.

 

 

Kurzlink: lilelu.de/!3803
Besucher_in   |17.04.2010; 19:57:58
sehr interessant...von sowas habe ich noch nie davor gehört.
Myri   |18.04.2010; 17:51:27
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Wie man sieht, kann man auch auf einer Seite, die Schwerpunktmässig eher Bisexualität zum Thema hat, noch was lernen .

Letzte Aktualisierung ( Mittwoch, 23. März 2022 um 10:10 )
 
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