Mittwoch, 16. Mai 2007 um 17:05
Letzte Aktualisierung
Samstag, 21. Februar 2015 um 12:37
Bonusmeilen / Männer
frei ab
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Wieso?
Wirrwege
Meine Laune ist mal wieder auf einem Tiefstand, ich höre gerade Korn, Exilia, Motörhead, The Exploited, Ministry. Gibt's was Härteres, Destruktiveres? Sagt mir Bescheid. Das Wetter ist Scheiße, gestern bin ich 39 geworden. Seit eineinhalb Monaten bin ich wieder arbeitslos, meine Wohnung löst sich auf und ich habe keine Ahnung, wie ich die Reparaturen bezahlen soll.
Was das mit Bisexualität zu tun hat? Weiß nicht. Auf der BiNe-Webseite habe ich gelesen, daß Bisexuelle oft Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen haben, u. a. wegen des Versteckspiels, das sie oft spielen müssen. Bei mir ist das so und ich habe schon lange vor, das zu beenden. Gut möglich, daß das da mit reinspielt.
Wie komme ich darauf, bisexuell zu sein? Irgendwas war da schon immer, aber die Ideale meiner Eltern haben dagegen gearbeitet. Ich sage nicht, daß sie es unterdrückt haben, aber man kann Hindernisse auch aus anderem bauen, als aus (psychischer) Gewalt und schließlich kann man sie sich auch selber zusammenbauen, aus dem, was man in das Verhalten anderer hineininterpretiert. Ich bin mir auch sicher, daß meine Eltern damit klargekommen wären, schließlich sind sie intelligente und gebildete Menschen. Mein Vater hat immer Witze über Schwule gemacht. Gut, bei dieser quietschigen Sorte stehen mir auch die Haare zu Berge, aber wenn man als unbedarfter kleiner Bengel zum Ersten Mal eine Zuneigung zu einem männlichen Wesen feststellt und sagt „Der X hat aber schöne Augen!” und der Vater reagiert abwertend (nicht einmal ablehnend oder böse!) und man möchte ein gutes Kind sein, das den Eltern gefällt, dann tut man diese Regung beiseite.
Seltsam war ich immer, galt aber auch als kreativ (was das Seltsame wohl irgendwie rechtfertigte) und so kam es dazu, daß meine Mutter ”Markus” verstand, als ich zu einem Malkurs gehen und mir dafür ihr Auto leihen wollte. Auch sie hat nicht ablehnend reagiert, aber diese spätemanzipatorische Haltung von „OOOOHH wie niedlich, mein Sohn ist schwul! Jetzt kann ich meine Toleranz und Mutterliebe beweisen”... ärks. Also wieder keine Anlaufstelle und ich bin mir sicher, daß sie heute immer noch genauso reagieren würde.
Zurück zum “Irgendwas”, das da schon immer war. Beim Zivildienst, wo man viel Zeit hat mit Kollegen zu reden, sagte mein Mit-Zivi (persönlichkeitsmäßig immer noch ein Vorbild für mich) „Du redest wie ein Bisexueller!”, was mich nachdenklich gemacht hat. Bezogen war das in dem Moment vor Allem auf meine Meinungen zu Liebe und Schönheit. Meine Ansicht war und ist, daß Haar-, Haut- und Augenfarbe unwichtig sind und Schönheit etwas mit Harmonie zu tun hat. Sein Kommentar war überhaupt nicht abwertend gemeint, vermutlich war er selber bisexuell. Schade daß ich ihn nicht mehr sehe. Das war meine erste Begegnung mit der Schublade Bisexuell.
Zeitsprung.
Mit 28 Jahren war ich mir zum ersten Mal sicher „Ja, ich will einen Freund - und zwar nicht nur zum Kinogehen, reden, rumalbern und was man halt so tut.”. Da setzte die Kamikaze-Seite meiner Persönlichkeit ein. Ich dachte mir, ich suche mir jetzt einen und wenn ich schwul bin - so sei es. Positive Rollenvorbilder gibt es schließlich genug.
Nur - Sympathiemeldungen aus Kopf, Herz und Hose kamen immer noch überwiegend beim Anblick schöner Frauen und nur selten bei Männern und es war nicht so, daß die eine oder andere Seite verschwand. Beide Vorlieben existierten nebeneinander und das verwirrte mich sehr. Die Schublade Bisexuell hatte ich bis dahin immer noch nicht so richtig verstanden und für mich akzeptiert.
Jetzt kommt der alberne Teil.
Um mir selbst meine Männlichkeit zu versichern, habe ich einiges ausprobiert, was als typisch männlich gilt, Kampfsport, Freundinnen verschleißen, Alkohol. Hat mir eine gebrochene Nase, ein mehrfach gebrochenes Herz und ein paar lustige Geschichten eingebracht, die ich heute noch gerne erzähle. Aber diese allgemein als unmännlich angesehene Seite ist bei all dem nie verschwunden. Die meisten Männer die mich angebaggert haben, mochte ich nicht und die die ich mochte, wollten mich nicht. Und diese schrillen, sehr weiblichen... äh nein Jungs, sorry. „Dann bin ich eben nicht schwul. Auch gut.”, dachte ich und heiratete. Eine richtig süße ziemlich ungewöhnliche Frau. Nach einer Weile war diese Sehnsucht wieder da, ohne daß die Liebe zu meiner Frau verschwunden wäre.
Und jetzt schreibe ich Geschichten mit bisexuellen Hauptfiguren, von denen vielleicht sogar die eine oder andere gedruckt wird und hoffe, daß es meine Frau auf die richtigen Gedanken bringt wenn sie demnächst eine liest.
Außerdem habe ich (zum X-ten Mal) beschlossen, Ernst zu machen und mir einen Freund zu suchen.
Kompliziert? Durchgeknallt? Ja sischer - c'est moi.
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