Freitag, 20. September 2013 um 07:37
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Mittwoch, 24. Dezember 2014 um 14:58
Bonusmeilen / Frauen
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Wieso?
5: Freundschaft
Mir war es hier zu laut und zu hektisch, aber ihm gefiel es, außerdem war sein Frisör-Salon in der Nähe.
Was tut man automatisch nach einer Trennung? Frust abbauen! Ich tat dies mit einer neuen Frisur, einer ausgedehnten Shopping-Tour und anschließenden Essen-gehen.
Sebastian und ich hatten keine Geheimnisse voreinander, erzählten uns alles und das immer sofort. An diesem Tag jedoch redeten wir ohne Punkt und Komma, gleich nachdem wir meine Sachen von Anja abgeholt hatten. Es war erstaunlich. Wo kamen die ganzen Worte her...?
Als wir spät abends heim kamen, räumten wir meine Kisten aus und begannen sein Arbeitszimmer mit meinen Sachen einzurichten. Es wurde zwei Uhr morgens als wir beide erschöpft auf dem Boden einschliefen. Am nächsten Morgen wachte ich an Sebastian gekuschelt auf. Ich interpretierte nichts hinein; schließlich war er schwul und ich lesbisch. Ich nutzte jedoch den Moment, den ich früher wach war als er und horchte in mich hinein: Es fühlte sich ok an, ich wurde durch seine Nähe nicht nervös oder gar panisch. Ich war entspannt, ruhig und gestand mir ein, dass ich mich geborgen und wohl fühlte...
Wir wohnten drei Jahre zusammen...
Ich jobbte mal hier, mal da, während sich Sebastian seinen Traum vom eigenen Salon erfüllte. Bis ich eine Anstellung in meinem heutigen Job fand, half ich ihm unentgeltlich im Geschäft aus.
Seine Beziehung ging ein Jahr später in die Brüche, ich begnügte mich mit kurzweiligen "Abenteuern"
und weigerte mich erst mal eine neue Beziehung einzugehen.
An einem Tag, ich weiß noch, dass es ein Tag nach meinem Geburtstag war, passierte es dann...
Es regnete draußen, wir hatten Kerzen angezündet und einen Film ausgeliehen. Wie immer saßen wir unter einer Decke zusammen gekuschelt auf dem Sofa. Wie immer, es war nichts dabei, und doch war es an diesem Tag anders. Ich weiß heute nicht mehr wie es dazu kam, dass wir uns mitten im Film plötzlich ansahen und einfach küssten. Einer dieser langsamen, zärtlichen Küsse, die wenn man zu schnell das Tempo erhöhte, zu zerbrechen drohten.
Ich erinnere mich noch ganz genau an jenen Moment und was ich dabei empfunden habe: ich war glücklich... und hatte Herzklopfen...
Sebastian kannte mich auswendig, wie ein gutes Buch, dass man nicht aus der Hand legen kann und immer wieder gerne liest. Nichts sprach dagegen weiter heraus zu finden, was da zwischen uns passierte. Wir hatten uns gerne, aber... wie sehr...? Dieser Gedanke machte uns beiden Angst. Nicht Angst davor, was sich entwickeln könnte, sondern davor einander zu verlieren. Egal wie...
Wir entschieden uns Freunde zu bleiben und so weiter zu machen wie bisher. Wir redeten nie wieder über unseren Kuss, aber das brauchten wir auch nicht. Immer wenn wir uns ansahen, dachte jeder von uns sofort daran zurück... bis heute...
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